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Ao.Univ.-Prof Dipl.-Ing. Dr.techn. René Rieberer im Gespräch: Der gebürtige Obersteirer René Rieberer blieb der TU Graz, an der er 1998 zum Thema „CO2 as Working Fluid for Heat Pumps“ dissertierte, mit wenigen Unterbrechungen, wie einem Forschungsaufenthalt in Trondheim, Norwegen treu. Mit der Habilitation 2006 für das Fach Wärmetechnik folgte auch die Bestellung zum außerordentlichen Universitätsprofessor an der TU Graz.

Ihr Institut war bei der Entwicklung des Upgraders 95° in wesentlichen Fragen entscheidend eingebunden. Sehr gerne würden wir den Lesern unseres Blogs jene Menschen und Einrichtungen näher vorstellen, ohne deren wissenschaftliche Expertise so manche Innovationsschritte nicht oder nicht in dieser Qualität möglich gewesen wären. Wie würden Sie sich selbst beschreiben, was treibt Sie an, worin liegen Ihre Motive gerade im Bereich der Wärmetechnik zu forschen?

Schon seit der Schulzeit, ich besuchte die HTL in Waidhofen/Ybbs, stand für mich die Energietechnik thematisch im Vordergrund. Die vielfältigen Aufgabenstellungen und Anwendungsmöglichkeiten übten seit jeher eine besondere Faszination auf mich aus. Die Einsatzgebiete reichen von der Industrie, das Gewerbe bis in den Privatbereich. Mir war immer schon bewusst, dass Ressourcenschonung und Technik zusammengehören, und dass es zum Bespiel keinen Sinn macht, fossile Rohstoffe für die Beheizung von Gebäuden zu verbrennen. Wärmepumpentechnologie hat eine lange Tradition. Grundlagen waren bereits im 19. Jahrhundert bekannt. Ein wunderbares Beispiel ist die Saline in Ebensee, wo man vor mehr als 150 Jahren eine industrielle Wärmepumpe als Alternative zur Holzfeuerung zum Einsatz brachte. Aber auch unser Institut hat bereits eine fast fünfzigjährige Geschichte im Bereich der Wärmepumpentechnik.

Das führt mich zum nächsten Thema. Wenn ich Sie bitten dürfte, auch Ihr Institut zu beschreiben. Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Ihr Haus und wie dürfen sich unsere Leser das Arbeitsumfeld und den Arbeitsalltag in universitären Forschungs- und Lehreinrichtung vorstellen?

Das Institut für Wärmetechnik gehört mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten der TU Graz, wobei man natürlich auch sagen muss, dass auch das Aufgabenspektrum entsprechend umfangreich ist und wir in den letzten zehn bis 15 Jahren ein starkes Wachstum verzeichnen durften.

Im Wesentlichen verfolgen wir in vier Arbeitsgruppen folgende Ziele:

Entwicklung innovativer Energietechnik für den Standort Österreich und Europa, energieeffiziente Nutzung von Ressourcen und die Entwicklung von lokalen und globalen Lösungen für eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Energiewirtschaft.Wir betrachten Klimaschutz und eine wettbewerbsfähige Energiewirtschaft nicht als Widerspruch, sondern als Herausforderung und freuen uns über jede Form der Kooperation.

Sie geben mir das nächste Stichwort, Kooperationen. Ihr Institut verfügt über eine langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Wenn Sie einen internationalen Vergleich anstellenwenn es um die Kooperationsintensität und -qualitätzwischen Forschung und Praxis geht, wo würden Sie hier Österreich verorten? Was kann/sollte aus Ihrer Sicht unbedingt verbessert werden?

Unser Institut ist überwiegend Drittmittel finanziert und wir liegen damit auch im internationalen Vergleich im absoluten Spitzenfeld. Zurzeit laufen an unserem Institut fünf EU und 35 nationale Projekte, bei denen in der Regel ein oder mehrere Unternehmen eingebunden sind. Auch muss man die derzeitige Förderlandschaft in Österreich im Bereich der Energietechnik als durchaus positiv sehen.

Den höchsten Nutzen stiften wir für Unternehmen, die visionäre Gedanken realisieren wollen und einen klaren Fokus auf Forschung und Entwicklung gerichtet haben. Besonders erfreulich ist, dass wir auf langjährige, erfolgreiche Partnerschaft setzen können. Wir sehen uns nicht als Feuerwehr für die Lösung tagesaktueller technischer Probleme, das würde den Aufgabenrahmen sprengen, aber auch unsere Ressourcen überfordern.

Wie würden Sie aus diesem Blickwinkel die Zusammenarbeit mit EQUANS beschreiben?

EQUANS mit seinem Upgrader 95° ist mit Sicherheit als idealtypisches Beispiel zu bezeichnen. Denn wir wurden bereits bei den ersten strategischen Überlegungen, eine Hochtemperaturwärmepumpe zu entwickeln, eingebunden. Seit einem Dreivierteljahr steht auch eine Feldanlage in der Lebensmittelindustrie erfolgreich im Einsatz. Wir begleiten das Projekt nun mit unserem technisch, wissenschaftlichem Know-how. Beginnend bei der umfassenden Messdatenerfassung, Datenanalyse, Ableitungen für die Regelungsoptimierung bis hin zur Ausarbeitung von Vorschlägen für die Effizienzoptimierung. So hat sich aus der Zusammenarbeit mit EQUANS erfreulicherweise eine gemeinsame Teilnahme beim EU-Projekt „ENOUGH“ entwickelt, in welchem 28 Partner an der Emissionsreduktion in der Lebensmittelindustrie arbeiten!

Wir bedanken uns für das Gespräch.

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