Im professionellen Industriebereich geht kein Weg an Ammoniak vorbei

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DI Dr. Stefan Wehinger im Gespräch: Vielen Menschen ist Stefan Wehinger als Manager der Bahnwirtschaft bekannt. Personenverkehrsvorstand der ÖBB, es folgt die Gründung der privaten Eisenbahngesellschaft „Westbahn“. Ausstieg. Den Wenigsten ist jedoch bewusst, dass Wehinger vor allem Physiker ist, mit einem großen Faible für die Energie- und Umweltwirtschaft und das Unternehmertum an sich. Dem Physikstudium an der TU Wien mit der Sponsion zum Diplomingenieur folgte das Doktoratsstudium an der Leopold Franzens Universität Innsbruck mit der Promotion zum Dr. der Physik 1995. Studienaufenthalte am MIT (Massachusetts Institute of Technology) von 1992 bis 1994 eröffneten ihm auch entsprechende internationale Einblicke und Erfahrungen. Für das Unternehmertum ist er durch ein postgraduales Studium an der Stanford University in Kalifornien ideal gerüstet.

Sie sind geschäftsführender Gesellschafter von ENERPLAN einem Unternehmen der ENERGREEN GROUP. Ihr Unternehmen hat weltweit mehr als 1.000 Projekte in 27 Ländern realisiert. Das Objektspektrum reicht vom Einfamilienhaus bis zur Industrieanlage. Wie schätzen Sie die Rolle der Wärmepumpentechnik im Zusammenhang mit der CO2-Einsparungsdiskussion ein?

Je höher zukünftig der Anteil an regenerativer Energie am Strommix sein wird, desto mehr macht die Kompressionswärmepumpe Sinn am Weg zur Reduktion der CO2 Emissionen.

Die Kompressionswärmepumpe mit LOW GWP Kältemitteln wird schon allein durch die F-Gas Richtline 517/2014 der EU das Rückgrat der Wärmeversorgung in Industrie und Wohnbau bilden. Während sich im privaten Bereich wahrscheinlich R290 (Propan) durchsetzen wird müssen, geht im professionellen Industriebereich kein Weg an R717 (Ammoniak) vorbei.

Außerdem werden entsprechende Speicher- und Hydraulik Lösungen eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Unsere Schwesterfirma ENERLINK hat sich eben genau darauf spezialisiert.

In welchen Wirtschafts- und Infrastrukturbereichen drängt sich aus Ihrer Sicht der Einsatz von Hochtemperaturwärmepumpen auf? Was sind für Sie die wesentlichen, entscheidenden Gründe für den Einsatz von Hochtemperaturwärmepumpen?

Etwa 50% der Primärenergie in westlichen Staaten werden für Wärmeanwendungen aufgebraucht. In diesem Sinne müsste die Energiewende eigentlich Wämewende genannt werden.
Industrieanlagen haben enormes Potential im Bereich der Wärmerückgewinnung und vor allem in der Nutzung von Exergie (Energie, die bisher an die Umwelt abgegeben wurde). Hier wird die Wärmepumpe systematisch dazu beitragen, dass nicht nur weniger CO2 ausgestoßen wird bei der Bereitstellung der Prozesswärme, sondern auch bei der Rückgewinnung von Prozessenergie und Exergie.
Die Potentiale sind enorm und wurden noch nicht ansatzweise gehoben. Bisher war Primärenergie und der Ausstoß von CO2 ganz einfach zu günstig und deshalb wurde der Energieverbrauch nur dann gesenkt, wenn es sich gerechnet hat.

Die CO2 Bepreisung sowie die generelle gesellschaftliche Entwicklung hin zur Reduktion der Erderwärmung werden dies aber ändern.

Die CO2 Bepreisung gibt der Auseinandersetzung mit dem Thema sicher einen Impuls. Verzeichnen Sie bereits eine Zunahme an entsprechenden Anfragen? Oder ist das Thema aus Ihrer Sicht in der Wirtschaft und den Entscheidungsträgern noch nicht wirklich angekommen?

Es gibt bereits Industriekunden, die entsprechende Maßnahmen setzen, ohne daraus sofort einen „Return on Invest“ ableiten zu wollen. Diese Betriebe sehen sich in einer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den nachfolgenden Generationen.

Die CO2 Bepreisung und die Taxonomie Verordnung werden aber alle Marktteilnehmer zum Umdenken zwingen. Aus heutiger Sicht muss man allerdings befürchten, dass es zu wenige erfahrene Planer geben wird, um die Marktbedürfnisse zu erfüllen und dies obwohl die Übergangsfristen eigentlich ausreichend sind. Unternehmen sollten deshalb jetzt schon beginnen sich auf die Zeit marktgerechter CO2 Preise vorzubereiten. Wer heute freiwillig investiert, wird günstiger investieren als dann, wenn alle müssen!

Ihr Haus und die EQUANS Kältetechnik verbindet ja auch schon eine langjährige Zusammenarbeit. Einerseits bei der Entwicklung der Hydrauliklösung für den Upgrader95° und anderseits beim Pumpspeicherkraftwerk Gaschurn. Was waren für Sie die Highlights in der Zusammenarbeit?

Bei komplexen Industrieprojekten wollen sie unbedingt in allen Phasen des Projektes mit Profis zusammenarbeiten. Wir schätzen an EQUANS, dass sie in allen Bereichen vom Verkauf über die Entwicklung bis hin zum Aftersales hervorragende Mitarbeiter haben, die bisher für jede Herausforderung schnell eine Lösung im Sinne des Kunden gefunden haben. Wärmepumpen bauen können viele, aber das genügt heute nicht mehr. Unsere Kunden wollen einen Rundumservice ohne Ausreden und das haben wir bisher bei EQUANS gefunden.

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